Deutsch in aller Welt  
  Facebook  
 
Bookmark and Share
  Unsere
Websites
 
 

CAAL

Entre Ríos 2020

Dreizehnlinden 2019

Oxapampa 2017

Blumenau 2016

Joinville 2015

Nova Petrópolis 2014

São Paulo 2013

Buenos Aires 2012

Frutillar 2011

Joinville 2010

Pozuzo 2009

Juiz de Fora 2008

Tovar 2007

Entre Ríos 2006

Blumenau 2005

Santiago 2004

Montevideo 2003

«Deutsche» Internetseiten

Afrika

Asien

Australien

Europa

Lateinamerika

Nordamerika

Actualidades

Aktuelles

Für Deutschsprachige, deren Nachfahren und Vereinigungen

Impressum

 

 

 

CAAL 2011 Frutillar

Neuntes Treffen der deutschsprachigen Gemeinschaften Lateinamerikas

Noveno encuentro de las comunidades de habla alemana de América Latina

Wilfredo Laura:

150 Jahre Pozuzo anhand der Fotografie

Der Referent lebt in Pozuzo (Peru). Wilfredo Laura ist dort Schulleiter und Direktor des Einwanderermuseums Schafferer. Als Gesamtkoordinator war er für die Feierlichkeiten anlässlich der 150 Jahre Pozuzo und für das dortige CAAL-Treffen verantwortlich.

Der nachfolgende Text ist von den Organisatoren des Treffens als Zusammenfassung mit erweiternden Angaben zum Thema des Originalvortrags in spanischer Sprache erarbeitet.


Der Vortragende will auf der Grundlage von alten Fotos, Werkzeugen und anderen typischen Gegenständen, die sich im Museum Schafferer befinden und die von den ersten Siedlern benutzt wurden, einschließlich der Küchengeräte, die sie aus der alten Heimat mitgebracht hatten, anhand digitaler Fotos einen Streifzug durch die Geschichte von Pozuzo machen. Es soll gleichzeitig eine Hommage an diese ersten Kolonisten und an Wissenschaftler wie Prof. Kinzel von der Universität Innsbruck sein, der in den Jahren 1939 und 1969 zahlreiche Forschungsarbeiten in Pozuzo betrieb, von denen etliche bisher noch gar nicht veröffentlicht wurden, wie im Falle einer Sammlung alter Fotografien, die erstmals anlässlich der CAAL-Tagung in Pozuzo der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte.

Die Auswanderung nach Pozuzo – Chronik eines Leidensweges

Ziel der Auswanderer war das von der peruanischen Regierung angebotene Siedlungsland Pozuzo, dort wo sich der Río Huancabamba und der Río Santa Cruz zum Río Pozuzo vereinigen, 500 km nordöstlich von Lima am Ostrand der Andenkette auf durchschnittlich 750 m Höhe. Nach weiteren 60 km Richtung Norden, am sogenannten Codo (Ellenbogen) des Río Pozuzo, beginnt bereits das Tiefland des Amazonas.

Am 30. März 1857 startete der Frachtsegler Norton – er wurde normalerweise für den Transport des übel riechenden Guano und nicht für Passagiere benutzt – mit 124 Rheinländern und Bayern, 180 Tirolern und 32 Mann Besatzung an Bord in Antwerpen/Belgien und erreichte nach 114 Tagen am 21. Juli 1857 die Insel San Lorenzo bei Callao an der peruanischen Küste. 7 Tage später brachte das Dampfschiff «Inka» die Kolonisten und ihr Gepäck nach dem 100 km weiter nördlich gelegenen Huacho, von wo aus die Gruppe am 3. August endlich ihren Fußmarsch – Gepäck und Hausrat auf Mulas verladen – in Richtung Pozuzo antrat, ein Unternehmen, das in der Geschichte der Gründung ferner Kolonien seines Gleichen sucht.

Nach großen Strapazen erreichten die Leute, nachdem sie u.a. den 4850 m hohen Chuchon-Pass überwinden mussten, am 22. August 1857 auf 4300 m Höhe den Minenort Cerro de Pasco, wo sie zu ihrem Entsetzen erfuhren, dass die peruanische Regierung den versprochenen Weg nur bis Acobamba gebaut hatte. Von dort waren es aber weitere 150 km durch teilweise unwegsamstes Gelände. Am 25. August 1857 erreichte die bereits völlig deprimierte Gruppe Acobamba. Sie errichtete dort ein Zwischenlager, um die Regenzeit abzuwarten und den Wegebau bis zu der 45 km entfernten Pampa Hermosa bei Santa Cruz selbst in die Hand zu nehmen.

Bereits auf der Überfahrt hatte es Todesfälle, aber auch Geburten gegeben. Gleiches wiederholte sich nun auf dem langen Fußmarsch, selbst ein Bergrutsch forderte seine Opfer. Die zunehmenden Enttäuschungen, durch das Klima und die Entbehrungen bedingte Krankheiten, die nicht selten tödlich verliefen, aber auch Unstimmigkeiten unter den Auswanderern führten dazu, dass sich immer mehr von der Gruppe absetzten und auf eigene Faust durchschlugen. Der für das Unternehmen verantwortliche deutsche Forscher und Weltreisende Baron von Schütz-Holzhausen wurde daraufhin von der peruanischen Regierung seines Amtes als Direktor der Kolonie enthoben. An seiner Stelle übernahmen Pfarrer Josef Egg aus Innsbruck, Josef Gstir aus Zams als Vertreter der Tiroler und Christof Johann aus Peterslahr als Vertreter der Rheinländer die Führung der Auswanderer.

Nach der Regenzeit zog die bereits stark dezimierte Gruppe im April 1858 weiter nach Santa Cruz in das 1800 m hoch gelegene Tal der Pampa Hermosa, wo man erneut ein Zwischenlager errichten musste, um mit dem letzten und härtesten Teil des Wegebaus, der fast 100 km langen Strecke bis an den Rio Huancabamba, beginnen zu können. Im Mai ging Pfarrer Egg – er zeigte sich immer mehr als die Person mit den stärksten Führungsqualitäten – mit den Männern der Gruppe auf einem engen, schwer zu begehenden Pfad durch das Delfin-Tal hinunter an den Río Huancabamba, um das Siedlungsland zu besichtigen und aufzuteilen. In der Folgezeit begannen die Männer, am Río Huancabamba den Urwald zu roden, Hütten zu bauen und einen Weg anzulegen. Nach der Regenzeit im April 1859 konnte schließlich die Übersiedlung der verbliebenen 176 Kolonisten nach Pozuzo erfolgen, das ihnen ab Mitte Mai 1859 endgültig zur neuen Heimat wurde. Eine Odyssee von mehr als zwei Jahren hatte für diese erste Kolonistengruppe – eine zweite folgte ihr 1868 – ihr Ende gefunden.